»Einst wird der letzte Hauch meiner Brust sein Name nur sein.«

Liebe und Sehnsucht, Abschied und Tod sind häufig Themen künstlerischer Auseinandersetzungen. In »La traviata« wird deutlich, wie nahe sie beieinander liegen.

Bei der Konzeption der Oper sahen Giuseppe Verdi und der Librettist Francesco Maria Piave daher zunächst als Titel »Amore e Morte« (»Liebe und Tod«) vor.
Am 07. Mai ist Giuseppe Verdis 1853 uraufgeführte Oper zum letzten Mal in dieser Spielzeit in der Staatsoper im Schiller Theater zu erleben. In seiner Inszenierung erzählt Dieter Dorn die tragische Liebesgeschichte aus der Perspektive der Hauptfigur, der Kurtisane Violetta Valéry. Im Angesicht des Todes erinnert sie sich zurück an die Anfänge ihrer Liebe zu Alfredo und ihr viel zu kurzes gemeinsames Leben.

 

 

»Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung.« Salvador Dalí

Als Symbol für Violettas bevorstehenden Tod erscheint auf der Bühne immer wieder das Bildnis eines großen, unheilverkündenden Totenkopfs, der von sieben Schauspielern bzw. Tänzern in weißen, hautengen Bodys gebildet wird. Als Vorlage dafür diente eine Fotografie: »In Voluptas Mors« (»Der vergnügliche/lustvolle Tod«) entstand als Zusammenarbeit von Salvador Dalí und dem Fotografen Philippe Halsman. Das Foto zeigt Dalí neben einem großen Totenkopf, der von sieben nackten Frauen gebildet wird. Drei Stunden dauerte es damals, die Models so zu arrangieren, dass die optische Illusion perfekt war. Halsman orientierte sich dabei an einer Skizze, die Dalí zuvor angefertigt hatte. Die Bildkomposition weckt eine ganze Reihe von Assoziationen: Die nackten Körper, die Verrenkungen, das Todessymbol und Dalí, der in Anzug und mit Spazierstock am Fotografen vorbeischaut – all diese Bildelemente bieten reichlich Stoff für Interpretationen. Auch in anderen Werken des Surrealisten, wie zum Beispiel in seinem bekanntesten Gemälde »Die Beständigkeit der Erinnerung« lässt sich eine Auseinandersetzung mit den Themen Vergänglichkeit, Tod und Zerfall erkennen.

2 Kommentare

  • Pavel und Barbora Hrubes
    schrieb am 09.05.2017 um 9:00 Uhr.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    wir möchten Ihnen unseren Eindruck von der La Traviata-Aufführung in der Staatsoper Berlin mitteilen.
    Wir bereisen Europa um diverse Opernaufführungen zu sehen und geniessen und schätzen sowohl klassische als auch ideeenreiche, moderne Inszenierungen. Nur in Berlin alleine haben wir schon eine Vielzahl an sehr guten Operninszenierungen gesehen und waren stets sehr zufrieden – bis zu diesem Wochenende, das uns der schlechtesten La Traviata beschert hat, die wir je gesehen haben.

    Man denkt, bei La Traviata kann man nicht viel falsch machen – und als Zuschauer also nicht daneben greifen, wenn man sich für diese oder jene Inszenierung entscheidet. Und doch kann man. Die La Traviata in der Staatsoper Berlin war ein absoluter Fehlgriff für uns.

    Schon bei den ersten Tönen haben wir gemerkt, da ist was nicht in Ordnung. Tja, das Problem nannte sich „Dirigent“ – bzw. „Dirigentin“ mit dem Namen Eun Sun Kim. Wer konnte sie nur engagiert haben?? Schon seit den ersten Tönen war ihre Leistung so katastrofal, dass es an ein Wunder grenzt, sie wurde von den Zuschauern „nicht aus dem Fenster gestürzt“ (in Tschechien gibt es ja eine Fenstersturz-Tradition, da liegt es an der Hand). Sie hat das Tempo während der ganzen Vorstellung vielleicht 3x in der Minute gewechselt, ohne jegliche Regeln. Das einzige, was man merken konnte – die langsamen, melancholischen Passagen haben sich fürchterlich geschleppt, die schnellen waren degegen „unsingbar“. Die Unterschiede waren so markant, dass auch absolute (Opern)laien dies gemerkt haben müssen.

    Der Chor – aber sogar die Solisten – konnten die Antritte nicht schaffen…und wenn dies gelungen ist, dann meistens außer Rhytmus. Trotzdem hat sich der Chor sehr wacker geschlagen – und ist „nur“ 3x auseinandergeraten, dann aber absolut. Im Vergleich dazu waren die Solisten viel schlimmer drauf, Traviata hat einen Antritt ganz verpasst.

    Das Schlimmste – als die Zuschauer begannen zu aplaudieren, hat die Dirigentin dies gar nicht beachtet und gleich weiter gemacht – das ist vielleicht 5x passiert. Das hatte zur Folge, dass nach der Schlüsselszene bzw. Arie der Violetta kein einziger Zuschauer sich mehr „getraut“ hat zu klatschen. Peinlich bis zum geht nicht mehr…

    Dabei möchte ich sagen, dass die Traviata-Darstellerin – Ailyn Pérez – ausgezeichnet war und zumindest ein bischen die Vorstellung gerettet hat. Alfredo (Abdellah Lasri) war etwas unbeholfen, „teddybärartig“, altjung, mit Mängeln in der Gesangtechnik, mit Charisma gleich Null – ich konnte ihm einfach kein einziges Wort glauben (ein Jüngling ohne Erfahrung?? Haha…). Germont wurde von einem Sänger in meinem Alter (Mitte 40, Simone Piazzola) dargestellt – schöne Stimme, aber so tölpelhaft und hölzern, mit absolut katastrofaler Gestik, so dass er seine ganze Leistung abgewertet hat. Er hat sich zwar bemüht dramatisch zu wirken, es fehlte jedoch an väterlichen Gefühlen dabei. Wie gesagt, die Gesten und krampfhafte Körperhaltung haben uns die ganze Zeit an den Schatten von Nosferatu aus dem deutschen Stummfilm erinnert; insbesondere die krampfhaft gestrecken Hände mit gespreizten Fingern – in solcher Pose konnte er vielleicht 5 Minuten verharren… Das absolute Top des Regie-Albtraums war die Idee, für einen ganzen Akt nicht nur Alfredo, sonder auch das gesamte Orchester als Hintergrund der Szene „einzusetzen“ – dies hat zwar überzeugend die Töne des entfernten Operhauses dargestellt (siehe Libretto), aber die schönsten Soli auf der Szene haben dadurch den Eindruck erweckt, sie werden a capella gesungen (statt der vollen und reichen Verdi-Arrangements) – also ganz flach, was bei der unzureichenden Technik von Alfredo (der sehr oft unterm Ton lag und und in tieferen Lagen sehr unsicher wirkte) so klang, als wäre die Oper von einem Amateurchor einstudiert. Und noch eins hat die ganze Inszenierung völlig abgewertet – und zwar die Pianissima. Ja, es ist ohne Zweifel bewundernswert, welche Pianissima die Violetta geschafft hat und es bezeugt ihre wunderbare Technik. Aber an manchen Stellen hat sie so leise gesungen, dass ihr Gesang auch a capella völlig untergangen ist. Das war nicht ihre Schuld. Es war eindeutig von der Regie so gedacht – jedocht schlecht gedacht.

    Was das ganze – neben Violetta – noch gerettet hat, war die Szene mit einem Riesensack mit Sand, der die Unerbittlichkeit der Zeit sowie des Schicksals wohl symbolisiert hat, die farbenprächtigen Kostüme sowie die Idee die ganze Oper ohne Pause zu geben – wohl wieder als Symbol der kurzen Zeit, die Violetta noch verbleibt.
    Der abschliessende Beifall, der einzig und alleine der Violetta-Darstellerin bestimmt war, wurde leider von der Dirigentin mißbraucht. Leider hatten die Zuschauer wohl keine Kraft und „Moral“ mehr den Beifall bei ihrem Auftauchen auf der Szene zu stoppen, und somit sind unsere Buhrufe in diesem Beifall untergetaucht.
    Abschliessend also nur eins – für mich und meine Frau war dies die allerschlechteste La Traviata, die wir je gesehen haben inkl. regionaler Szenen.

  • Maike Bossler
    schrieb am 10.05.2017 um 16:42 Uhr.

    Sehr geehrte Frau Hrubes, sehr geehrter Herr Hrubes,

    zunächst einmal vielen Dank für Ihre Meinung, die Sie natürlich frei äußern dürfen – wir bedauern sehr, dass Ihnen die Vorstellung am vergangenen Sonntag nicht gefallen hat.
    Wir sind, mit Verlaub, dennoch nicht ganz Ihrer Meinung, daher würden wir zu einigen Punkten gerne Stellung beziehen:
    Wie wir Ihrer Kritik entnehmen, richtet sich Ihr Unbehagen insbesondere gegen das Engagement der Dirigentin Frau Eun Sun Kim, die nicht das erste Mal bei uns im Einsatz ist, sondern die Staatskapelle Berlin samt Sängerensemble bereits bei »Ariadne auf Naxos« und »Madama Butterfly« in dieser Spielzeit geleitet hat. Und dies mit gutem Erfolg – unser Publikum zeigte sich von der musikalischen Leistung der Künstlerin begeistert! Zudem verfügen wir mit der Staatskapelle Berlin über ein hervorragendes Opernorchester, das auch an dem von Ihnen besagten Abend gewiss nicht unter Niveau gespielt hat. Dass Ihnen die Darstellung der einzelnen Charaktere durch z.B. Abdellah Lasri und Simone Piazzola nicht gefallen hat, können wir nur schwer nachvollziehen. Wir schätzen die beiden wunderbaren Kollegen auch gerade für ihre besondere Bühnenpräsenz!

    Es tut uns wirklich leid, dass Sie den Abend bei uns im Haus nicht genießen konnten. Ihre Kritik zeigt jedoch einmal mehr, dass sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt.

    Last but not least! In einem Punkt sind wir uns einig: Ailyn Pérez als Violetta war fantastisch!

    In der Hoffnung, dass Sie unserem Haus weiterhin gewogen bleiben
    verbleiben wir mit herzlichen Grüßen,

    Ihre Staatsoper Berlin

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