»Benda war unter den lutherischen Komponisten immer mein Liebling« – Ein Interview mit Wolfgang Amadeus Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart

Wir treffen ihn in Mannheim, es ist der November des Jahres 1778. Wolfgang Amadé Mozart aus Salzburg, steht vor der Vollendung seines 23. Lebensjahres, zurückgekehrt von seiner großen Reise nach Paris, die unter keinem glücklichen Stern stand.

Wie froh ist er, nach den schlimmen Pariser Erfahrungen wieder in Mannheim zu sein, ein Ort mit lieben Menschen und vielen Anregungen – das Theater, die berühmte Hofkapelle Carl Theodors, auch die Familie Weber mit ihren Töchtern. Und dann ist da noch die aufgefrischte Bekanntschaft mit den Melodramen des Georg Anton (Jiři Antonín) Benda aus Böhmen, nach einer Station als Musiker der Königlich Preußischen Hofkapelle Friedrichs II. nunmehr Kapellmeister im thüringischen Gotha.

 

Herr Mozart, wie gefällt es Ihnen in Mannheim?

Ich bin hier glücklich angelanget, und habe alle meine guten Freunde auf eine angenehme Art überraschet. Gott Lob und Dank, daß ich wieder in meinem geliebten Mannheim bin. Ich wohne bei der Madame Cannabich, die, nebst ihrer Familie und allen guten Freunden, fast vor Freude außer sich kam. Es ist recht das Geriss um mich, mit einem Wort: So wie ich Mannheim liebe, liebt Mannheim mich.

 

Was gibt es denn gerade an besonderen Attraktionen?

Die Seylerische Truppe ist hier, die Ihnen schon par renommée bekannt seyn wird. Herr von Dalberg ist Direktor davon. Dieser läßt mich nicht fort, bis ich ihm nicht ein Duodrama komponiert habe, und in der Tat habe ich mich gar nicht lange besonnen, dann diese Art Drama zu schreiben habe ich mir immer gewunschen.

Bisweilen wird auch unter der Musik gesprochen, welches alsdann die herrlichste Wirkung tut.

Ein Duodrama? Ist damit etwa ein Melodram gemeint, eine Verbindung von gesprochenen Texten und Musik?

Ich habe damals hier ein solch Stück zweimal mit dem größten Vergnügen aufführen gesehen; in der Tat, mich hat noch niemals etwas so surpreniert. Denn ich bildete mir immer ein, so was würde keinen Effekt machen. Sie wissen wohl, daß da nicht gesungen, sondern deklamiert wird und die Musik wie ein obligiertes Rezitativ ist; bisweilen wird auch unter der Musik gesprochen, welches alsdann die herrlichste Wirkung tut.

 

Und was genau wurde da zur Aufführung gebracht, von der Seylerischen Truppe?

Was ich gesehen, war »Medea« vom Benda. Er hat noch eine gemacht, »Ariadne auf Naxos«, beide wahrhaft fürtrefflich.

Sie wissen, daß dieser Benda unter den lutherischen Kapellmeistern immer mein Liebling war.

Benda, da gibt es doch gleich mehrere, eine Musikerfamilie aus dem Böhmischen, die es nach Berlin gezogen hat. Georg Anton Benda ist gemeint, oder?

Sie wissen, daß dieser Benda unter den lutherischen Kapellmeistern immer mein Liebling war. Ich liebe diese zwei Werke so, daß ich sie bei mir führe.

 

Und wie sind die Aussichten auf eigene Werke dieser Art?

Nun stellen Sie sich meine Freude für, daß ich das, was ich mir gewunschen, zu machen hab! Wissen Sie, was meine Meinung wäre? Man solle die meisten Rezitativ auf solche Art in der Opera traktieren – und nur bisweilen, wenn die Wörter gut in der Musik auszudrücken sind, das Rezitativ singen.

 

Eine neue Ästhetik also – ist das die Zukunft der Oper?

Bey einer Opera muß schlechterdings die Poesie der Musick gehorsame Tochter seyn.

 

Text von Detlef Giese

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