»Den Wolken vertrauen«
Fleißig probt das Ensemble des Kinderopernhaus Lichtenberg für »Fanny! – Wer will mir wehren zu singen?«, einem Musiktheaterstück mit Kompositionen von Fanny Mendelssohn Bartholdy, das am 5. April 2018 in der Neuen Werkstatt der Staatsoper Unter den Linden Premiere feiert. Wir nehmen Euch mit in den Probenraum.
Das Stück befasst sich mit Fanny Mendelsohn Bartholdy, der Schwester des berühmten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Trotz einer hervorragenden musikalischen und bildungsbürgerlichen Ausbildung und einer Begabung, die der ihres Bruders nicht nachstand, war sie dem Geschlechterbild ihrer Zeit unterworfen; die Rolle, die sie als Frau in der Gesellschaft einzunehmen hatte, war mit einer musikalischen Professionalisierung nicht vereinbar. Frauen stand es im 19. Jahrhundert lediglich zu, im Kreise der Familie und im privaten Salon ihres Hauses ihr musikalisches Können zu präsentieren.
Die Kinder des Ensembles des Kinderopernhauses Lichtenberg setzen sich mit dem Leben und Schaffen der Künstlerin auseinander, die nahezu 500 Werke komponierte. Den Weg auf die große Bühne fanden diese nicht, allerdings präsentierte Fanny Mendelssohn Bartholdy sie bei ihrem sonntäglichen Salon in ihrem Berliner Heim, mit dem sie das Konzertwesen der damaligen Zeit bereicherte. Mit »Fanny!« ist das Kinderopernhaus bereits zum sechsten Mal an der Staatsoper Unter den Linden zu erleben.
Unter Anleitung von Theater- und Musikpädagogen, der Opernregisseurin Cordula Däuper und dem Musikalischen Leiter Tobias Schwencke probt das Ensemble fleißig im Kinderopernhaus Lichtenberg. Die Proben finden meist wochentags nach der Schule statt und alle Beteiligten dieses Projekts orientieren sich an einem professionellen Probenplan. Die 27 teilnehmenden Kinder sind in verschiedene Gruppen eingeteilt, zum einen in die Chor- zum anderen in die Rhythmus- und Klanggruppe.
Angefangen wird mit einem Warm-Up für die Chorgruppe. Zusammen mit ihrem Chorleiter Jonas Olejniczak singen sich die Kinder ein und sind währenddessen ständig in Bewegung. Der Chorleiter arbeitet mit den Kindern an der Aussprache des Textes und erklärt, wie die einzelnen Buchstaben betont und beim Singen deutlich ausgesprochen werden.
Nach dem gemeinsamen Einsingen gehen alle Kinder auf die markierte Bühne des Saals, stellen sich dort als Chor zusammen und proben die Einsätze ihrer Stimme im Stück. Mit Disziplin, aber auch mit viel Spaß, proben und wiederholen die Kinder ihre Passagen und Einsätze.
Nach einer halbstündigen Einsingphase kommt die Klang- und Rhythmusgruppe dazu. Nun steht das szenische Proben auf dem Plan: Regisseurin Cordula Däuper probiert mit den Kindern eine Szene des Stücks. Die Regieassistentin und eine Sozialpädagogin sprechen den Dialog vor und die Regisseurin zeigt den Kindern, zu welchen Zeitpunkten sie ihre Bilder, die sie während dieser Szene in der Hand haben, hochheben müssen. Die Kinder orientieren sich dabei an bestimmten Wörtern des Dialogs. Die Szene wird zwischendurch für weitere Anweisungen unterbrochen, um beispielsweise den Kindern zu zeigen, wie sie ihre Körpersprache und ihre Schauspielkunst auf der Bühne noch besser ein- und umsetzen können.
In der heutigen Szene wirken die Kinder bei bestimmten Wörtern im Dialog, wie zum Beispiel beim Wort »Süden«, tatkräftig mit. Die Regisseurin zeigt ihnen, wie sie bei diesem Wort ihre Freude zum Ausdruck bringen und über das ganze Gesicht strahlen können. Hingegen müssen sie beim Wort »Kanalisation« ihr Gesicht verziehen, »Ihhh« schreien und von der Bühne wegspringen.
Dann gibt es erstmal eine Pause. Die können die Kinder nutzen, um sich im Garten des Kinderopernhauses auszutoben und in der Küche gemeinsam zu essen und zu trinken. Es herrscht eine angenehme Stimmung. Die Regisseurin und die Betreuer setzen sich in dieser Zeit nochmals zusammen und besprechen die weitere Probe.
Nach der Pause wird fleißig weitergeprobt. Die Regisseurin erklärt den Kindern, wie sie am besten die einzelnen Bewegungen in Szene setzen können. Der Chorleiter unterstützt die Kinder dabei, ihre Gesangsstimme technisch versiert einzusetzen. Auf individuelle Betreuung wird bei der Probe viel Wert gelegt.
Nach dieser Szene probt Cordula Däuper nur mit den Klang- und Rhythmuskindern. »Den Wolken vertrauen«, dies ist das Stichwort mit dem die Regisseurin und die Kinder sich die Szene erarbeiten. Im Zentrum stehen ein Planet und die Wolken, auf die die Kinder zugehen müssen.
Zum Abschluss bilden die Kinder einen Kreis, nehmen sich an der Hand, rennen im Kreis und fallen zum Schluss auf den Boden.Dann tauschen sie sich darüber aus, wie die Probe war. Jeder darf seine Meinung sagen, muss jedoch auch ruhig zuhören, wenn ein anderer spricht. Auch Cordula Däuper gibt ihr Feedback und motiviert die Kinder, dass noch viel bis zur Premiere geprobt wird und der gemeinsame Probenprozess eine tolle Reise ist.
Dass die Kinder und alle Beteiligten Spaß an diesem Projekt haben, ist deutlich spürbar. Mit vollem Elan wird geprobt und gearbeitet. Das Ergebnis ist ab dem 5. April in der Neuen Werkstatt der Staatsoper zu sehen.
Verfasst von Emily Siebeneich