Die »Brennende Frau« in MEDEA

Wenn im 3. Akt von MEDEA Dircé in einem brennenden Kleid über die Bühne rennt, steckt darin selbstverständlich nicht unser Ensemblemitglied Elsa Dreisig, sondern eine ausgebildete Stuntfrau aus der Stuntcrew Babelsberg. Diese kurze, aber nicht ungefährliche Szene wurde im Vorfeld sorgfältig geplant und vorbereitet – dennoch sind spezielle Sicherheitsvorkehrungen notwendig und bei jeder Vorstellung werden ausschließlich für den Ablauf des Stunts direkt vier Kolleginnen und Kollegen benötigt.

Das Kleid wurde von einer speziellen Schneiderei in Rücksprache mit der Kostümabteilung der Staatsoper angefertigt. Es besteht aus Nomex, einem hitze- und flammbeständigen Material, das auch bei Anzügen für Rennfahrer oder für die Feuerwehr zum Einsatz kommt und ist mit dem goldenen Muster des Kleids der Dircé bedruckt. Auf dem Kleid befindet sich Molton, ein schwer entflammbares Gewebe, das in eine brennbare Flüssigkeit getaucht wird. Diese Flüssigkeit wird speziell für Feuerszenen bei Theater- und Studioproduktionen in geschlossenen Räumen verwendet, u. a. weil sie ausgesprochen wenig rußt.

Bei jeder MEDEA-Vorstellung zieht sich die Stunt-Kollegin zunächst in ihrer Garderobe um. Zu ihrem Kostüm gehören feuerfeste Unterwäsche, ein Feuerschutzanzug, eine feuerfeste Haube, feuerfeste Handschuhe und natürlich das goldene Kleid. 15 Minuten vor ihrem Auftritt im 3. Akt trifft sie sich mit Martin Lederer, dem Stuntkoordinator, an der Bühne, wo auf die noch freien Hautpartien Wassergel aufgetragen wird. Das Gel kühlt und verhindert Verbrennungen. Die Brandflüssigkeit wird erst 20 Sekunden vor dem Auftritt auf das Molton aufgetragen – eine untergelegte Feuerschutzdecke verhindert, dass die Flüssigkeit auf den Boden gelangt, der jedoch vorsichtshalber ebenfalls imprägniert wurde. Auf Kommando des Inspizienten wird die Flüssigkeit von Martin Lederer entzündet und die Stunt-Kollegin rennt als Dircé brennend über die Bühne.

Direkt nach dem Auftritt stehen schon zwei Kollegen mit einem CO2-Feuerlöscher, der vorher auf seine Funktionalität getestet wurde, und einer Löschdecke bereit, um die Flammen zu ersticken. Auch hier ist eine Brandschutzplane untergelegt.

Feuerstunts sind natürlich nie ganz ungefährlich, aber durch die umfassenden, auch mit der Feuerwehr abgestimmten Sicherheitsvorkehrungen, und auch durch die langjährige Erfahrung der Mitglieder der Stuntcrew Babelsberg, die auf alle Eventualitäten vorbereitet sind, sind die Gefahren hier tatsächlich minimal.

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