ThrowbackThursday No 31 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 31: Wie ersteht man aus Ruinen? Die Eröffnung der Staatsoper nach dem Wiederaufbau 1955

Mehrere Jahre lang war die Lindenoper im Herzen Berlins und das Areal um diesen historischen Ort herum ein tristes Ruinenfeld. Anfang Februar 1945 hatten Bombenangriffe der Alliierten das einstige »Zauberschloss« Friedrichs II., das im Laufe von zwei Jahrhunderten schon mancherlei Umbauten und Zerstörungen erfahren hatte, nahezu vollständig in Trümmer fallen lassen. Unklar war, was nach dem Krieg mit diesem Gebäude geschehen sollte. Ein Abriss stand durchaus zur Debatte, eine anderweitige Nutzung desgleichen – dass die Lindenoper in historisierendem Stil als Opernhaus wieder aufgebaut wurde, war keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Wesentlich ist es Erich Kleiber, dem vormaligen und 1951 erneut berufenen Generalmusikdirektor, zu verdanken, dass der Architekt Richard Paulick von der Partei- und Staatsführung der jungen DDR beauftragt wurde, das traditionsreiche Haus wieder in einer an seine ursprüngliche Form und Optik erinnernde Gestalt neu zu errichten. Rund vier Jahre, bis zum Herbst 1955, sollte es dauern, bis die Eröffnung gefeiert werden konnte. Nicht Erich Kleiber war es jedoch, der am Pult der Staatskapelle die ersten Vorstellungen dirigierte, sondern der neue GMD Franz Konwitschny, der nach Kleibers plötzlicher, aus Protest gegen unzulässige Einmischungen der Politik konsequent vollzogener Demission die musikalische Verantwortung trug. Anstelle der geplanten Aufführung von Beethovens »Fidelio« wurden am 4. September 1955 Wagners »Meistersinger von Nürnberg« gespielt, hinzu kamen Festkonzerte mit Beethovens 9. Sinfonie sowie mit Violinkonzerten von Mozart, Bach und Brahms, bei denen das Orchester unter Konwitschny gemeinsam mit dem sowjetischen Ausnahmegeiger David Oistrach musizierte. Künstlerischer Glanz wurde verbreitet, das Berliner Publikum war begeistert – und doch hatten sich Schatten auf den Bau dieses in Schönheit aus Ruinen erstandenen neuen/alten Hauses gelegt.

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