HINTER DEN KULISSEN: DIE ORCHESTERWARTE DER STAATSKAPELLE

Große Sonderprojekte wie das Sommerkonzert oder »Staatsoper für alle« sind eine besondere Aufgabe – für die Musiker:innen der Staatskapelle Berlin, aber auch für alle, die im Hintergrund arbeiten. Orchesterinspektor Uwe Timptner erzählt von den Herausforderungen seines ungewöhnlichen Jobs .

Frühmorgens im Probengebäude der Staatsoper. Es ist ungewöhnlich ruhig am Haus, die Proben beginnen erst ab 10 Uhr. Bei den Orchesterwarten und ihrem diensteinteilenden Orchesterinspektor Uwe Timptner herrscht aber rege Betriebsamkeit. Eine Orchesterprobe muss vorbereitet werden. Kontrabässe, Teile des Schlagwerks, Notenpulte, Instrumentenständer und nicht zuletzt die speziellen Orchesterstühle befinden sich teils noch im Opernhaus, teils in den entsprechenden Lagerräumen. Damit die Probe für das Sommerkonzert im Schlossgarten Schönhausen unter der musikalischen Leitung von Alain Altinoglu pünktlich beginnen kann, muss nun jeder Handgriff sitzen.

Die Aufgabe geht weit über den reinen Auf- und Abbau hinaus.

Kein Problem für Uwe Timptner und sein Team. Täglich kümmern sich seine Kollegen und er um die Logistik hinter dem aufwändigen Opern- und Konzertbetrieb der Staatskapelle. Die Aufgabe geht dabei weit über den reinen Auf- und Abbau hinaus. Besonders Konzerte außerhalb der Oper und Tourneen erfordern akribische Vorplanung. Wenn es etwa ins Ausland geht, müssen die wertvollen Instrumente sachgemäß verstaut und ihr Transport organisiert werden. Uwe Timptner trifft genaue Absprachen mit den zuständigen externen Logistik-Unternehmen. Für den Zoll werden Listen erstellt, aus denen der Inhalt jeder einzelnen Transportkiste nebst dem Wert der enthaltenen Instrumente hervorgeht. Im Vorfeld erstellt Timptner zudem nach den Wünschen des jeweiligen Dirigenten den Bühnenplan, auf dem der Platz jeder Musiker:in genau bezeichnet ist.

Gerade bei Spielorten, wie dem Schönhauser Schlossgarten, wo die Staatskapelle erstmals auftritt, beginnen die Vorbereitungen frühzeitig. Timptner muss den Spielort zunächst besichtigen und sorgfältig vermessen. Es geht dabei nicht allein darum, wie die eingeteilten Musiker:innen auf der Bühne Platz finden. Zunächst muss entschieden werden, wie die Bühne aussehen wird und wie sie ausgerichtet werden soll. Dabei müssen auch Faktoren wie die Sonneneinstrahlung, die Zugänglichkeit von Garderoben für die Musiker:innen oder die Beschaffenheit der Wege für den Transport beachtet werden. Um alle Herausforderungen zu meistern, ist nicht selten eine gute Portion Kreativität gefragt.

Am Tag der Aufführung kommt bei Open-Air-Veranstaltungen noch eine weitere Unbekannte hinzu: das Wetter. Staatsoper für alle fand in diesem Jahr bei Rekordtemperaturen von 36°C statt, sodass man kurzfristig einen zusätzlichen Sonnenschutz angebracht hat. Für das Sommerkonzert im Schlossgarten ist bisher Regen vorausgesagt. In solchen Fällen ist auch von Uwe Timptner und seinen Kollegen Flexibilität gefragt, um gegebenenfalls einen Plan B umzusetzen. So wurde regelmäßig der Wetterbericht aufgerufen und bis zur letzten Minute gehofft, dass das Konzert wie geplant stattfinden kann.

»Manchmal haben wir  auch schon Applaus dafür bekommen, dass bei uns alles so harmonisch und ruhig abläuft.«

Technisches Fachwissen ist für die Tätigkeit der Orchesterwarte ebenso wichtig, wie künstlerisches Einfühlungsvermögen. Uwe Timptner stand selbst als Tänzer des Staatsballetts jahrelang Unter den Linden auf der Bühne. Seit 2003 ist er dem Haus als Orchesterinspektor verbunden und weiß was es heißt, künstlerische Höchstleistungen vor Publikum zu vollbringen. Stets versucht er daher – neben allen technischen Gegebenheiten – dem einzelnen Musiker bzw. der Musikerin als individueller Künstler:in gerecht zu werden. Einen Ausbildungsberuf »Orchesterwart« gibt es übrigens nicht. »Ich sage immer es ist ein Anlernberuf«, erzählt Timptner. »Das wichtigste ist, Lust auf die Arbeit zu haben.« Uwe Timptner und seine Kollegen sind ein eingespieltes Team. »Manchmal haben wir in der Welt und hier in Berlin auch schon Applaus dafür bekommen, dass bei uns alles so harmonisch und ruhig abläuft.«

 

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