ThrowbackThursday No 12 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 12: Was wird, wenn ein »Soldatenkönig« regiert? Die Auflösung der Hofkapelle 1713

Friedrich Wilhelm I. war ein strenger Herrscher – und keineswegs ein Schön- und Feingeist. Mit harter Hand und kompromissloser Konsequenz hat er Preußen über knapp drei Jahrzehnte regiert. Als »Soldatenkönig« ist der Hohenzoller in die Geschichte eingegangen, seine Vorliebe für das Militär ist legendär geworden. Dabei hat er seine planvoll aufgebaute Armee, die zu den größten und stärksten in ganz Europa zählte, nicht zu Kriegszwecken eingesetzt, das sollte erst sein Sohn und Nachfolger Friedrich II. tun. Aber dennoch hatte die Fokussierung Friedrich Wilhelms auf sein Heer erhebliche Auswirkungen auf Gesellschaft und Kultur Preußens. Eine seiner ersten Maßnahmen, die er nach seiner Thronbesteigung 1713 veranlasste, bestand darin, die aus seiner Sicht zu opulente – und vor allem viel zu teure – Hofhaltung seines Vaters und Vorgängers Friedrich I. (dem 1701 die Rangerhöhung vom Kurfürsten zum König gelungen war) radikal einzuschränken. Und dazu gehörte auch, und zuvorderst, die Berliner Hofkapelle, die in den vergangenen Jahren aus Gründen des neuen königlichen Repräsentationsstrebens deutlich vergrößert worden war. Der »Soldatenkönig« machte einen Schnitt, der eine wirkliche Zäsur in der Geschichte des Ensembles bedeutete: Mit absolutistischer Herrschaftsgeste entließ er sämtliche Musiker, mit nur wenigen Ausnahmen. Allein jene Instrumentalisten, die Friedrich Wilhelm für seine ihm durchaus wichtige Militärmusik gebrauchen konnte, verblieben im Dienst, darunter einige Oboisten, Trompeter und Pauker. Die nicht mehr gefragten und ihres Salärs verlustig gegangenen Musiker versuchten an anderen Höfen eine Anstellung zu finden, mit mehr oder minderem Erfolg. An Spree und Havel aber waren Oper und Konzert, obgleich in den Residenzen Berlin und Potsdam seit einiger Zeit etabliert, fortan verstummt – ab 1740 sollten sie jedoch eine eindrucksvolle Renaissance erleben.

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