ThrowbackThursday No 15 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 15: Was geschah auf Schloss Lietzenburg? Sophie Charlotte und die Berliner Hofkapelle 1699

In einem Erlass des Obermarschallamtes des Kurbrandenburgischen Hofes von 1699 ist in dem üblichen gestelzten Tone zu lesen, dass sich die Musiker der Hofkapelle »dann, wann es bey Sr. Churfürstlen: Durchlt: Hochgeliebte Gemahlin Churfle Durchl: erfordert würde, zu jederzeyt, willig und ohnsäumig auffwarten, und haben Sie sich dabey, alles übermäßigen Trinckens, undt sonsten aller anderen unanständtlichen Conduite zu enthalten«. In Berlin regiert zu jener Zeit Kurfürst Friedrich III., der sich zwei Jahre darauf allerdings nach etlichen diplomatischen Winkelzügen und nicht unbeträchtlichen Geldzahlungen zum »König in Preußen« krönen sollte. Seine »Hochgeliebte Gemahlin« ist Sophie Charlotte, eine aus dem Braunschweigischen stammende Prinzessin, die 1684 den damaligen Thronfolger geheiratet hatte und zu ihm an die Spree gezogen war. Die kunstsinnige, vor allem sich für die Musik und das Theater interessierende Frau sollte das Berliner Kulturleben in den Jahren bis zu ihrem frühen Tod 1705 maßgeblich prägen. Vor allem geschah dies auf Schloss Lietzenburg, der Sommerresidenz der Hohenzollern einige Kilometer vor den Toren Berlins, die Friedrich seiner Gattin 1695 zum Geschenk gemacht hatte. Schrittweise wurde der Bau erweitert und immer prächtiger ausgestattet – er wurde zum Zentrum von Sophie Charlottes musischen Betätigungen. Bekannte Musiker zog sie an den Berliner Hof, u. a. den italienischen Viola-Virtuosen, Sänger und Komponisten Attilio Ariosti, der neben dem Director der Kammermusik und Kapellmeister Karl Friedrich Rieck der Hofkapelle neuen Glanz verlieh. Nicht nur Instrumentalmusik erklang, sondern es wurden auch Opernaufführungen und Singspiele initiiert, nicht selten mit Balletteinlagen. »Florens Frühlingsfest« von 1696 ist ein solches Unternehmen, oder auch »La Festa del Himeneo« von 1700, einer Darbietung, bei der die Hofgesellschaft die Möglichkeit hatte, der außergewöhnlich erfindungsreichen Musik Ariostis zu lauschen. Wiederholt gab es derartige Aufführungen, oft anlässlich von Geburtstagsfeierlichkeiten, Verlobungen oder Hochzeiten, zumeist auf Schloss Lietzenburg. Heute heißt dieser Ort nach dem guten Geist, der ihn belebte, Charlottenburg – König Friedrich hatte seiner verstorbenen Gemahlin ein Denkmal gesetzt.

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