ThrowbackThursday No 16 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin
Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 16: Wie wird Alte Musik lebendig? Die Wiederaufführung von Bachs »Matthäuspassion« 1829
Als sich der gerade einmal 20-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy mit einigen Gleichgesinnten daranmachte, Bachs »Matthäuspassion«, die seit den Lebzeiten des verehrten Thomaskantors nicht mehr aufgeführt worden war, wieder in die Öffentlichkeit zu bringen, lag ein durchaus ambitioniertes und schwieriges Unterfangen vor ihnen. Zwar konnte man sich auf die Erfahrungen stützen, die der Chor – die Sing-Akademie zu Berlin, in der Mendelssohn und seine Schwester Fanny aktiv waren –, die ausgewählten Sängerinnen und Sänger sowie die Musiker des Orchesters – mit den Solo-Streichern und -Bläsern der Königlich Preußischen Hofkapelle – in den vergangenen Jahren gewonnen hatten, trotzdem barg die Aufführung dieses Großwerks das Risiko des Scheiterns in sich. Der Direktor der Chorvereinigung und Mentor des jungen Mendelssohn, Carl Friedrich Zelter, ließ seinem Schützling weitgehend freie Hand, und so gelang es dem schon arrivierten Komponisten, Pianisten und Dirigenten, durch intensive Probenarbeit die »Matthäuspassion« zur Aufführung zu bringen, zu Karfreitag im Gebäude der Sing-Akademie am Kastanienwäldchen gegenüber der Hofoper Unter den Linden. Zwar griff Mendelssohn in das Werk ein, etwa durch Kürzungen und Uminstrumentierungen, durch die enorme Resonanz war aber der Beweis erbracht worden, dass diese komplexe und »gelehrte« Musik auch ein Jahrhundert nach ihrer Entstehung den Menschen etwas zu sagen hatte. Das Berliner Konzert vom Frühjahr 1829 war jedenfalls die Initialzündung für die nunmehr intensiv einsetzende Wiederentdeckung und Wiederbelebung einer »Alten Musik«, der man sich mit einem neu erwachten historischen Bewusstsein näherte. Und diverse Mitglieder der Hofkapelle, die Mendelssohn auch in der Folgezeit des Öfteren noch dirigieren sollte, konnten von sich behaupten, mit dabei gewesen zu sein.