ThrowbackThursday No 17 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 17: Was geschieht bei einer Revolution? Das »Konzert gegen Gewalt« 1989

Die Welt war im Umbruch, in jedem Herbst 1989. »Glasnost« und »Perestroika«, eine neue Offenheit und der Wille zur Umgestaltung, hatten, von der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow ausgehend, die Satellitenstaaten im Osten und in der Mitte Europas ergriffen. Auch in der DDR war die politische Wende in vollem Gange. An der Spitze von Partei und Staat hatte es im Oktober einen Wechsel gegeben, die alten Machtstrukturen waren aber noch intakt, wenngleich schon erheblich aufgeweicht. Immer mehr DDR-Bürger forderten umfassende Reformen, vor allem Reisefreiheit, auch kamen schon die ersten Stimmen auf, die auf eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten drängten. In dieser aufgeheizten Stimmung, aus der eine ernsthafte Gefährdung des inneren Friedens hätte erwachsen können, schien es nötig, mäßigend zu wirken, ohne aber den massiv angestoßenen Prozess des politischen und gesellschaftlichen Wandels in der DDR nicht aufzuhalten. Am 5. November 1989 organisierten Musiker der Staatskapelle Berlin in der Gethsemanekirche im Prenzlauer Berg ein »Konzert gegen Gewalt«, um einer möglichen bürgerkriegsartigen Eskalation vorzubeugen. An jenem Abend spielten sie unter der Leitung von Rolf Reuter, dem Generalmusikdirektor der Komischen Oper, die Air aus der 3. Orchestersuite von Bach sowie Beethovens »Eroica«, die symbolhaft für die Werte von Freiheit und Toleranz stand. Eine wie improvisiert wirkende, aber wohl genau kalkulierte Ansprache Reuters begann mit den Worten: »Die Mauer muss weg!« Nur vier Tage später geschah das zuvor Unglaubliche – der Rest ist Geschichte.

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