ThrowbackThursday No 20 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 20: Wie bewältigt man ein Monumentalwerk? Die Berliner Erstaufführung von Beethovens 9. Sinfonie 1826

Mehrere Jahre lang hatte Ludwig van Beethoven, inzwischen weitgehend ertaubt, an seiner 9. Sinfonie gearbeitet. Gewidmet wurde sie keiner hochgestellten Person aus seiner Wahlheimat Wien oder aus dem Österreichischen, sondern dem König einer anderen europäischen Großmacht, dem König Friedrich Wilhelm III. von Preußen – die Originalpartitur dieses Ausnahmewerkes befindet sich aus diesem Grunde heute in der Berliner Staatsbibliothek. Wenngleich die Uraufführung am 7. Mai 1824 im Wiener »K.K. Hoftheater nächst dem Kärntnerthore« stattfand, so kam es doch bereits rund zweieinhalb Jahre darauf zur Berliner Erstaufführung. Zu danken ist sie der Initiative von Carl Moeser, seines Zeichens Konzertmeister, ab 1825 auch Musikdirektor der Königlich Preußischen Hofkapelle und einer der Beethoven-Enthusiasten der ersten Stunde. Moeser, 1774 in Berlin geboren und seit 1792 in der Hofkapelle aktiv, hatte zunächst mit dem von ihm als Primgeiger angeführten Streichquartett kammermusikalische Werke Beethovens in Berlin präsentiert, ab 1816 trat er auch als Leiter von programmatisch gut durchdachten und aufführungstechnisch gut einstudierten Sinfoniekonzerten hervor. Unter Moeser entwickelte sich eine regelrechte Beethoven-Tradition, wesentlich bezeugt durch die Erstaufführungen der 3., 5., 6. und 9. Sinfonie in den Jahren 1824 bis 1826. Insbesondere die erstmalige Präsentation der Neunten am 27. November 1826 war eine herausragende, zukunftsweisende Tat, kam doch damit ein in Gestalt und Anspruch wahrhaft singuläres Werk, das höchste Anforderungen an die beteiligten Sängerinnen und Sänger und vor allem an das Orchester stellte, erstmals in der preußischen Hauptstadt auf das Konzertpodium. In der Hofoper Unter den Linden war ein Vokalquartett mit Fräulein Carl und Frau Türrschmidt sowie den beiden bekannten Kammersängern Adam Bader und Eduard Devrient beteiligt, desgleichen der Königliche Opernchor. Das Werk selbst sorgte durchaus für Erstaunen, auch für gewisse Irritationen, so wie bereits in Wien, da eine Sinfonie unter Einbezug von Vokalstimmen außerhalb des Erwartungshorizonts lag. Dennoch spürte man die Bedeutung und Monumentalität von Beethovens Komposition, die schon sehr bald zu »dem« Werk und gleichsam zum Inbegriff der klassischen Musik werden sollte.

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