ThrowbackThursday No 21 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 21: Was hört man in Tokio? Der Bruckner-Zyklus in der Suntory Hall 2016

Wie ein gewaltiges Gebirgsmassiv wirken die neun Sinfonien Anton Bruckners, beinahe noch monumentaler als diejenigen seines großen Vorbildes Ludwig van Beethoven. Im Gegensatz aber zum sinfonischen Schaffen von Beethoven – oder auch Mahler –, in deren Œuvre jedes Werk hochgradig individuell ausgestaltet ist, scheint die Welt der Bruckner-Sinfonien weit einheitlicher, in sich geschlossener zu sein, da die einzelnen Stücken wiederkehrenden, erstaunlich stabilen Modellen der Konzeption und des Komponierens verpflichtet sind. Doch auch diese Werke bilden einen Kosmos von markanter Eigenart und Einzigartigkeit, der seinesgleichen sucht. »Wenn man zwei oder drei Sinfonien Bruckners erlebt«, so Daniel Barenboim, » hört man die Gemeinsamkeiten – wenn man aber den kompletten Zyklus hört, erkennt man auch die Unterschiede.« Die Staatskapelle und ihr Generalmusikdirektor haben sich schrittweise die besonderen Sphären von Bruckners Musik erschlossen. Einzelne Sinfonien standen immer wieder auf den Programmen von Orchesterkonzerten, noch ohne einen größeren Zusammenhang anzustreben. Im Juni 2010 wurde zunächst ein »kleiner« Zyklus kreiert, eine sich auf sechs Abende erstreckende Reihe mit den fünf Klavierkonzerten Beethovens und dessen Violinkonzert sowie den Bruckner-Sinfonien Nr. 4 bis 9. Gewissermaßen war dies die Keimzelle des dann folgenden »großen«, vollständigen Bruckner-Zyklus.

2012 kam dieser im berühmten Goldenen Saal des Wiener Musikvereins zur Aufführung, für Februar 2016 wurden die Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim dann nach Tokio eingeladen, um in der Suntory Hall, dem wohl berühmtesten Konzertsaal Japans, innerhalb von nur elf Tagen den kompletten Werkkomplex vorzustellen. Die neun Konzerte mit den neun Sinfonien, gekoppelt mit einer Serie von Mozarts Wiener Klavierkonzerten, wurden zum Ereignis:

Die Staatskapelle Berlin und ihr Generalmusikdirektor wurden für dieses außergewöhnliche Projekt und ihre exzellente Darbietung mit »Standing Ovations« gefeiert – und die Kulturpolitiker Japans sprachen von einer der großartigsten Leistungen in der Geschichte der klassischen Musik, die ihr Land erlebt habe. Und damit war die Reise in Sachen Bruckner noch keineswegs zu Ende: In der neuen Philharmonie de Paris spielte das Orchester unter Daniel Barenboim die neun Sinfonien in mehreren Etappen vom Herbst 2016 bis zum Herbst 2017, dann kompakt in der zweiten Januarhälfte 2017 in der New Yorker Carnegie Hall. Dazu gab es wiederholt Bruckner-Aufführungen auch in Berlin, damit das heimische Publikum nicht vergesse, was es bedeutet, ein solches musikalisches Gebirgsmassiv vor sich zu haben.

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