ThrowbackThursday No 23 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 23: Wie entsteht eine Konzertreihe? Die Begründung der »Symphonie-Soiréen« der Königlich Preußischen Hofkapelle 1842

Die Wiener hatten es vorgemacht, aber die Berliner zogen erstaunlich rasch nach: Im November 1842, nur wenige Monate, nachdem Otto Nicolai die Philharmonischen Konzerte – und damit die aus Mitgliedern des Hofopernorchesters bestehenden Wiener Philharmoniker – an der Donau ins Leben gerufen hatte, gab es an der Spree eine ähnliche Initiative. Zwar hatte die Königlich Preußische Hofkapelle auch zuvor schon Sinfoniekonzerte veranstaltet, nun aber nahmen sie seriellen Charakter an. Der Konzertmeister Carl Wilhelm Henning und der Kapellmeister Gottfried Wilhelm Taubert waren die entscheidenden Köpfe, die für die Einrichtung der »Symphonie-Soiréen« sorgten, die unter wechselnden Namen bis in die Gegenwart existieren. Die heutigen Abonnementkonzerte der Staatskapelle stehen in direkter Tradition und Kontinuität der von Henning und Taubert – die sich die Leitung der zehn Konzerte der ersten Saison paritätisch teilten – begründeten Veranstaltungsreihe. Das allererste Konzert fand am 14. November 1842 im Saal des Jagorschen Restaurants Unter den Linden 23 statt, nahe der Kreuzung zur Friedrichstraße. Zwei Wochen später schon zog man um in den Saal der Sing-Akademie am Kastanienwäldchen, wo das Orchester bessere Aufführungsbedingungen vorfand. Die Konzerte, von den Musikern der Königlich Preußischen Hofkapelle mit dem Segen der Hofopernintendanz eigeninitiativ und zugunsten ihres Witwen- und Waisenfonds verwirklicht, zogen ein interessiertes Publikum an. Hinsichtlich des Repertoires bildeten sich sehr bald Standards heraus: Für gewöhnlich erklangen zwei Ouvertüren und zwei Sinfonien, wobei der Fokus auf den Wiener Klassikern, insbesondere Beethoven, lag. Dazu gab es Musik ausgewählter Komponisten der Romantik, etwa von Weber, Cherubini, Spohr und Mendelssohn. Sonderlich avanciert war es sicher nicht, was in den Sinfoniekonzerten der Berliner Hofkapelle zu jener Zeit geboten wurde, dafür aber kam es zu einer gewissenhaften Pflege der »Klassiker«, die bei aller Kritik an der konservativen Grundausrichtung der Konzerte im 19. Jahrhundert durchaus Wertschätzung erfuhr und bis auf den heutigen Tag, wenngleich unter anderen Bedingungen und veränderten Kontexten, fortgeschrieben wird.

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