ThrowbackThursday No 30 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 30: Wie klingt die Romantik? Die Uraufführung von Webers »Freischütz« 1821

Sanfter wie kräftiger Hörnerschall, Sehnsuchtsrufe der Klarinette, seidige Streicher – das ist die Klangwelt der Romantik. Und nirgends begegnet sie uns so eindrucksvoll und unverstellt wie in Carl Maria von Webers Oper »Der Freischütz«. In Berlin erklang dieses Schlüsselwerk der europäischen Musik zum ersten Mal, im gerade eröffneten Schinkelschen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Am 19. Juni 1821 war das – und diese Uraufführung, gespielt von den Musikern der Königlich Preußischen Hofkapelle, wurde zum triumphalen Erfolg für den Komponisten. Hofopernintendant Carl von Brühl hatte einige Jahre zuvor versucht, den zu höchsten Hoffnungen Anlass gebenden Künstler, der nicht nur hervorragend komponieren, sondern auch dirigieren und organisieren konnte, nach Berlin zu holen. Allein, der König selbst, Friedrich Wilhelm III., verfolgte andere Pläne – er verpflichtete Gaspare Spontini, den in Paris gefeierten Opernkomponisten und Orchesterdirigenten, zum ersten »General-Music-Director«. Weber indes traf den Nerv der Berliner mit seiner »Freischütz«-Musik. Die Dämonie der Wolfschluchtszene, hoch avanciert und ungemein suggestiv in seiner klanglichen Ausformung, fand ebensolche Bewunderung wie die lyrischen Szenen und Arien, das Lied der Brautjungfern oder der Jägerchor. Verständlich und zugänglich, geradezu popolär, waren diese Klänge, dabei stets mit Charakter und pointiert auf die dramatischen Situationen mit ihren besonderen Wirkungen bezogen. Berlin verfiel einem wahren »Freischütz«-Fieber – gegen Ende des Jahres 1826 ging bereits die 100. Vorstellung über die Bühne. An der Hofoper herrschte einstweilen Spontini, schon bald aber sollten Webers Werke, die das Romantische in der Musik in ihrer Dialektik von Hell und Dunkel, von Licht und Schatten, von Dur und Moll so eindringlich verkörpern, auch hier Fuß fassen.

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