ThrowbackThursday No 32 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin
Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 32: Warum gerade ein Markgraf von der Oder? Bach Widmung der »Brandenburgischen Konzerte« 1721
Christian Ludwig von Brandenburg, der jüngste Sohn des »Großen Kurfürsten« Friedrich Wilhelm, residierte nicht in Berlin oder Potsdam, sondern etwas abseits in Schwedt an der Oder. An Spree und Havel regierte seit 1713 sein Neffe Friedrich Wilhelm I., der sogenannte »Soldatenkönig«, der im Zuge einer rigiden Sparpolitik und aus Desinteresse an den Schönen Künsten die weitaus meisten Musiker der Berliner Hofkapelle entlassen hatte. Einige von ihnen hatten eine neue Anstellung am kleinen, aber kulturell blühenden Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen gefunden – ab 1717 amtierte kein Geringerer als Johann Sebastian Bach als Kapellmeister in diesem nicht allzu weit von Berlin entfernten Städtchen. Als Bach im Herbst 1718 die preußische Residenz besuchte (wesentlicher Zweck seiner Reise war der Kauf eines Cembalos für die Köthener Hofkapelle), ließ er sich auch im Stadtschloss sehen und hören. Bachs virtuoses Tastenspiel begeisterte den musikliebenden, sich auch gerade in Berlin aufhaltenden Markgrafen Christian Ludwig, so sehr, dass daraus mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Kompositionsauftrag erwuchs. Aber erst zweieinhalb Jahre später, im März 1721, legte Bach eine Sammlung vor, die er dem Schwedter Hohenzollern widmete. Die »Six Concerts avec plusieurs instruments«, nachmals »Brandenburgische Konzerte« genannt, gehören nicht nur zu den bekanntesten Werken Bachs, sondern der Barockmusik insgesamt. Bach hat bei ihnen aus der Fülle seiner Erfindungskraft und klanglichen Phantasie geschöpft – jedes der sechs Konzerte ist anders besetzt und kompositorisch ausgestaltet. Die markante Zueignung dürfte noch eine besondere Intention gehabt haben: Mit seinem Werk und den wohlgesetzten Worten könnte durchaus eine unausgesprochene Bewerbung als Hofkapellmeister in Berlin verbunden gewesen sein – wer wusste schon, ob die Musen nicht auch dort bald wieder gefragt waren.