»Gesunde Mischung aus Alter Musik, Mozart, Wagner und allem dazwischen« – Tenor Magnus Dietrich im Gespräch
Opernstudio-Mitglied Magnus Dietrich übernimmt den Tenorpart im Mozart Requiem mit Marc Minkowski und Les Musiciens du Louvre. Welche Projekte er auf der Opernbühne und daneben verfolgt, haben wir bei einem morgendlichen Kaffee mit ihm erfahren.
Unser Gespräch mit Magnus Dietrich beginnt mit Glückwünschen, denn der Tenor hat jüngst beim Bundeswettbewerb Gesang den 2. Preis im Fach Oper / Operette und noch dazu einen Sonderpreis erhalten. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er Mitglied des Internationalen Opernstudios und widmet sich dieser Tage ganz der Musik des 18. Jahrhunderts: Im Rahmen der diesjährigen BAROCKTAGEN singt er den Polidarte in Vivaldis IL GIUSTINO sowie den Tenorpart in Mozarts Requiem mit Marc Minkowski und Les Musiciens du Louvre.
Dass er nun auf der Bühne der Staatsoper steht, war noch vor wenigen Jahren nicht abzusehen. Ursprünglich, so erzählt Magnus Dietrich, studierte er Schulmusik und kam eher nebenbei zum Gesang. Nach dem Abschluss in beiden Fächern, bewarb er sich kurz entschlossen für das Internationale Opernstudio. Dass er auf der Großen Bühne der Staatsoper und nicht in einem kleineren Raum vorsingen sollte, wurde ihm erst zehn Minuten davor klar. »Da ist mir das Herz in die Hose gerutscht, aber es war sehr angenehm, dort zu singen.« Seit dem erfolgreichen Vorsingen ist Magnus Dietrich in äußerst vielfältigem Repertoire von Barock bis hin zu Christian Josts DIE ARABISCHE NACHT zu erleben. Gerade die Tenorpartien von Mozart gelten als »gesund« für junge Sänger:innen, weshalb sich Magnus Dietrich besonders freute, bereits in seinem ersten Jahr im Opernstudio den Tamino in der ZAUBERFLÖTE kurzfristig übernehmen zu können. »Die Partie kenne ich seit vielen Jahren, da kann eigentlich nichts schief gehen und es gibt so viele Idole in dieser Rolle – Fritz Wunderlich zum Beispiel«, schwärmt er. Als Mozart-Tenor lässt er sich gerne bezeichnen und will sich auf dieses Fach konzentrieren. Und wohin sich die Stimme dann entwickelt – mal sehen… In dieser Spielzeit, verrät uns Magnus Dietrich, freut er sich am meisten auf seinen Auftritt als Steuermann in Wagners DER FLIEGENDE HOLLÄNDER. Zwischendurch darf es aber auch gerne ein Liederabend sein – eine Gattung die Magnus Dietrich aufgrund der intimen Atmosphäre sehr schätzt. Oder aber ein außergewöhnliches Projekt sein, wie die bereits millionenfach geklickte Stilkopie einer barocken Arie, die ein befreundeter Komponist erstellt hat. »Die gesunde Mischung aus Alter Musik, Mozart, Wagner und allem dazwischen« ist es, was für ihn den Reiz an seinem Beruf ausmacht.
Als Mozart-Tenor lässt er sich gerne bezeichnen
Aber zurück zu den BAROCKTAGEN 2022: Bei der Eröffnungsproduktion IL GIUSTINO mit Barock-Spezialist René Jacobs am Pult verkörperte Magnus Dietrich nicht, wie so häufig in seinem Stimmfach, den Prinzen, sondern durfte in eine »verrückte« Rolle an der Seite des Widersachers schlüpfen. Darüber hinaus darf er mit einer weiteren Koryphäe aus dem Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis zusammenarbeiten: Marc Minkowski, unter dessen Leitung er bereits in der vergangenen Saison Schumanns »Das Paradies und die Peri« gesungen hat. Nun also Mozarts letztes Werk, sein unvollendet gebliebenes, rätselumwobenes Requiem. Die Vorfreude auf das Konzert steigt auch, weil er das Werk an der Seite seiner Kolleg:innen aus dem Opernstudio singen und mit den berühmten Musiciens du Louvre erstmals im Sinne des Originalklangs zu Mozarts Zeit erarbeiten wird. Was das bedeutet? Magnus Dietrich erklärt, dass vor allem ein eher kammermusikalischer Ansatz verfolgt wird, bei dem Solist:innen, Chor und Orchester tatsächlich auch im physischen Sinn eng zusammenrücken. »Man muss die Stimmen instrumental und vokal zusammendenken und gut aufeinander hören, sodass es alles ineinandergreift und zu einem Gesamtkunstwerk wird.«
(c) Peter Adamik