Throwback Thursday No 15 – aus 200 Jahren Staatsopernchor

Zum 200. Jubiläum des Berliner Staatsopernchores, das wir 2021 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich wieder einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte des Staatsopernchores für Euch.
Woche 15: Der Staatsopernchor singt bei der Wiedereröffnung des Opernhauses Unter den Linden 1955

Lange hatte man darauf gewartet – und es war keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Als im September 1955 die Staatsoper Unter den Linden an historischem Ort und in historisierendem Ambiente wiedereröffnet wurde, zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, lagen große Teile Berlins immer noch in Trümmern. Die materielle Not dieser Nachkriegsjahre, durch politische Spannungen noch verschärft, war groß – und trotzdem erstand die Lindenoper, das einstige »Zauberschloss« Friedrichs des Großen aus den Ruinen. 1951 war der Entschluss zur Wiederrichtung gefasst worden, wesentlich aufgrund der Fürsprache des erneut zum Generalmusikdirektor berufenen Erich Kleiber, der von 1923 bis 1935 schon einmal an der Spitze der Staatsoper gestanden hatte. Der Architekt Richard Paulick wurde von der Partei- und Staatsführung der jungen DDR beauftragt wurde, das traditionsreiche Haus in einer an seine ursprüngliche Form und Optik erinnernde Gestalt wieder neu zu schaffen. Rund vier Jahre, bis zum Herbst 1955, sollte es dauern, bis die Eröffnung gefeiert werden konnte. Nicht Erich Kleiber war es jedoch, der am Pult der Staatskapelle die ersten Vorstellungen dirigierte, sondern der neue GMD Franz Konwitschny, der nach Kleibers plötzlicher, aus Protest gegen unzulässige Einmischungen der Politik konsequent vollzogener Demission die musikalische Verantwortung trug. Anstelle der geplanten Aufführung von Beethovens »Fidelio« wurden am 4. September 1955 Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg« gespielt – ein Rundfunkmitschnitt gibt Zeugnis von diesem denkwürdigen Abend, an dem auch der Staatsopernchor mit seinem Direktor Karl Schmidt einen gewichtigen Anteil besaß. Eine Woche darauf, am 10. und 11. September, folgten dann Festaufführungen von Beethovens 9. Sinfonie, mit renommierten Solist:innen des Hauses sowie dem vereinten Staatsopern- und Konzertchor, auch das mit großer öffentlicher Resonanz. Neben der Staatskapelle hatte auch der Staatsopernchor, damals etwas über 100 Mitglieder zählend und ein Jahrzehnt nach Kriegsende wieder künstlerisch wie organisatorisch konsolidiert, sein neues/altes Zuhause gefunden.

Neuer Kommentar

Verfasse jetzt einen Kommentar. Neue Kommentare werden von uns moderiert.