Throwback Thursday No 4 – aus 200 Jahren Staatsopernchor
Zum 200. Jubiläum des Berliner Staatsopernchores, das wir 2021 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich wieder einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte des Staatsopernchores für Euch.
Woche 4: Der Staatsopernchor singt das älteste Werk der Operngeschichte 2012
Immer mal wieder gab und gibt es Projekte, die den Charakter des Außergewöhnlichen tragen. Im Juni 2012 kam im Schiller Theater, dem Interimsquartier der Staatsoper während der Zeit der Sanierung des Stammhauses Unter den Linden, eines jener Werk zur Aufführung, mit denen die Kunstform Oper ihren Ursprung nahm. Emilio de‘ Cavalieris »Rappresentatione di Anima e di Corpo«, im Jahr 1600 in Rom erstmals gespielt, steht am Anfang einer Entwicklung, die über Monteverdi, Mozart, Verdi, Wagner und all die anderen bis in unsere Zeit reicht. Mit dieser so merk- und denkwürdigen Komposition beginnt das europäische Musiktheater.
Vor knapp einem Jahrzehnt haben René Jacobs und Achim Freyer dieses Werk auf die Bühne gebracht, in musikalischer wie szenischer Opulenz. Exzellente Vokalsolist:innen waren ebenso beteiligt wie ein Ensemble von Instrumentalist:innen der Akademie für Alte Musik Berlin, mit Violinen, Gamben und Celli, Zinken und Posaunen, Lauten, Harfen, Orgeln und Schlagwerk. In diese reichhaltige, bunte Klangwelt integriert waren auch Sänger:innen des Staatsopernchors. Eine neue, spannende, anregende Erfahrung bedeutete das für nicht Wenige, hat ein Opernchor doch üblicherweise keine Gelegenheit, ein solches Repertoire zu singen. In Klassik, Romantik und Moderne zu Hause stellte dieser Ausflug in die Musik von Renaissance und Frühbarock das Eintauchen in eine vormals unbekannte Sphäre dar. In vielen Proben haben René Jacobs und seine musikalischen Mitstreiter:innen das kleine, lediglich zwölfköpfige Chorensemble mit der besonderen Stilistik vertraut gemacht und Schritt für Schritt an diese anspruchsvolle Aufgabe herangeführt. In alter Stimmung zu singen, auch ohne »große Stimme« und ohne Vibrato war eine ungewohnte Praxis. Der Erfolg der »Rappresentatione« hat allen Beteiligten – auch und gerade dem Staatsopernchor – recht gegeben. Das Publikum war schier verzaubert vom Klang und der bilderreichen Szene, die alle Musizierenden auf der Bühne vereinigt sah. Zwei Jahre nach der ersten Aufführungsserie, 2014, wurde die Produktion wieder aufgenommen, Gastspielreisen und eine CD-Aufnahme im Studio folgten. Und die Sänger:innen des Staatsopernchors haben von dieser Weitung ihres musikalischen Horizonts spürbar profitiert.