ThrowbackThursday No 10 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 10: Wer war der erste Orchester-»General«? Gaspare Spontini wird verpflichtet 1820

Dass die Preußen eine gewisse Vorliebe für das Militärische hatten, gehört zu den unhinterfragten Gemeinplätzen der Geschichtsschreibung. Wenn ein Dirigent, der bekanntlich zum künstlerischen Personal zählt, mit dem Titel eines »General-Music-Directors« bedacht wird, so ist das zumindest bemerkenswert. Gaspare Spontini, der erste Inhaber dieses Amtes, das bald in ganz Europa verbreitet sein sollte, war eine ebenso spezielle Persönlichkeit. Aus einem mittelitalienischen Städtchen stammend, erhielt er eine fundierte musikalische Ausbildung in Neapel, um nach ersten Aktivitäten als Opernkomponist in Italien zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Paris zu ziehen. In der französischen Kapitale feierte er glänzende Erfolge, etwa mit seiner »Vestalin« oder auch mit »Fernand Cortez«, die mit ihrer klanglichen wie szenischen Opulenz die »Grand Opéra« mehr als nur ahnen lassen. Als der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. 1814 in Paris weilte, war er jedenfalls hochgradig begeistert von Spontinis Werken, die er sofort auch in Berlin, im Opernhaus Unter den Linden, aufgeführt wissen wollte. Und er wollte den fähigen Komponisten und Dirigenten unbedingt von der Seine an die Spree verpflichten. Mehrfach trafen sich König und Künstler, der bereits 1817 zum »Ersten Ehrendirigenten« ernannt wurde, und dessen Werke regelmäßig in Berlin erklangen. Zum Dank für diese Gunst komponierte er einen 1818 »Preußischen Volksgesang«, der ab 1820 alljährlich in Berlin zur Aufführung gelangte, mit mehreren hundert Mitwirkenden. Ende Mai desselben Jahres unterzeichnete Spontini dann seinen Vertrag als »General-Music-Director«, der ihn für zunächst zehn Jahre an die Königlich Preußische Hofoper und Hofkapelle binden sollte. Mehr als zwei Jahrzehnte wurden schließlich daraus, mit Höhen und Tiefen, mit glanzvollen Ur- und Erstaufführungen, vor allem aber, das Orchester betreffend, mit einer spürbaren Anhebung von dessen Qualität wie Quantität. Fast 100 Musiker spielten unter dem ebenso gestrengen und umstrittenen wie akribisch arbeitenden und charismatischen Spontini in der Hofkapelle – sehr bald schon galt sie als eines der führenden Ensembles ihrer Art in Europa. Und mit Spontini beginnt auch die einzigartige Phalanx herausragender Generalmusikdirektoren Unter den Linden.

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