ThrowbackThursday No 11 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 11: Wie fühlt sich ein Bayer in Berlin? Richard Strauss wird Hofkapellmeister 1898

In München, unweit des Nationaltheaters, wurde er geboren, mit Berlin ist er aber mindestens ebenso eng verbunden wie mit seiner bayerischen Heimatstadt. Richard Strauss hat über lange Zeit das Musikleben an der Spree entscheidend mitgeprägt, als Dirigent wie als Komponist. 1898 wurde er als Kapellmeister an die Hofoper Unter den Linden verpflichtet, über mehrere Jahrzehnte hielt er diesem Haus und seinem Orchester die Treue. Sein Debüt als Operndirigent Unter den Linden hatte der 34-jährige Strauss mit Wagners »Tristan und Isolde« gegeben. Bereits in seiner ersten Saison 1898/99 leitete er mehr als 70 Aufführungen von mehr als zwei Dutzend unterschiedlichen Werken des deutschen, italienischen und französischen Repertoires. Mozart und Wagner sollten in der Folgezeit zu seinen Favoriten werden, hinzu kamen zahlreiche Vorstellungen seiner eigenen Bühnenstücke, die er an der Hofoper an rund 200 Abenden dirigierte. Mit Strauss besaß das Wilhelminische Berlin einen Künstler, der auf gleich zwei Gebieten, als Komponist wie als Dirigent, überaus erfolgreich wirkte und der Reichshauptstadt den erhofften kulturellen Glanz verlieh. Allein beim Kaiser und seinem Hofstaat war Strauss nicht sonderlich beliebt – dafür erschien seine Musik insgesamt doch als zu »modern« und gewagt. Als Ausgleich für die neuen Klänge, gewissermaßen zur Besänftigung, komponierte er zwar eine Reihe von Märschen für den Kaiser, stieß bei Wilhelm II. jedoch auf keine größere Resonanz. Als »Erster Preußischer Kapellmeister« saß er gleichwohl fest im Sattel und konnte sich einen gutbürgerlichen Lebensstandard leisten. Von seiner Wohnung in der Charlottenburger Knesebeckstraße fuhr er bequem mit der »Elektrischen« zur Lindenoper.
Der betagte Strauss hat in seinen autobiographischen Erinnerungen »Aus meinen Jugend- und Lehrjahren« sehr wohlwollend über seine Tätigkeit an der Oper und mit dem Orchester, die bis in die 1930er Jahren reichten, geäußert: »Ich hatte niemals Grund, diese Beziehung zu Berlin zu bereuen; habe eigentlich nur Freude erlebt, Sympathie und Gastlichkeit gefunden. 15 Jahre Sinfoniekonzerte der Kgl. Kapelle waren reine Stunden künstlerischer Arbeit. Die Beziehungen zur Berliner Staatsoper haben alle anderen Wechselfälle […] überdauert.«

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