ThrowbackThursday No 27 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 27: Was ist, wenn eine Stadt geteilt wird? Die Staatskapelle und der Mauerbau 1961

Der 13. August 1961 hätte ein schöner, entspannter Sommertag in Berlin sein können, wie viele andere auch. Inmitten des Kalten Krieges wurde jedoch Weltgeschichte geschrieben, und zwar in wenig erfreulicher Weise. Die DDR-Partie- und Staatsführung hatte sich entschlossen, die innerdeutsche Grenze abzuriegeln – der bislang immer noch durchlässige Eiserne Vorhang war zwischen Ost und West heruntergesenkt worden. Berlin betraf das im Besonderen, verlief doch die Trennlinie zwischen den Systemen mitten durch die Stadt, Nur wenige hundert Meter von der Staatsoper Unter den Linden entfernt war am Brandenburger Tor die Welt buchstäblich zu Ende, zumindest wenn man aus Richtung Osten kam. Und entgegengesetzt war der Weg auch oft so versperrt, dass es kaum ein Durchkommen gab.
Für die Staatskapelle hatte diese neue Situation erhebliche Auswirkungen: Knapp die Hälfte ihrer Mitglieder wohnten im Westteil Berlins und pendelten für Proben und Vorstellungen über die innerstädtischen Übergangsstellen zur Lindenoper. Sie wurden nun vor die Wahl gestellt – entweder nahmen sie fortan ihren Wohnsitz in einem der östlichen Stadtbezirke, andernfalls würde es notwendig sein, den Dienstvertrag mit der Staatsoper zu lösen. Es ergab sich ein Aderlass daraus wie nur selten in der Geschichte des Orchesters: Buchstäblich von einem Tag auf den anderen verlor die Staatskapelle zwischen 40 und 50 Prozent ihrer Belegschaft, darunter nicht wenige Musiker, die solistische Positionen innehatten. Auffallend rasch wurden die Lücken jedoch wieder gefüllt; mit zumeist noch sehr jungen Instrumentalisten von den DDR-Musikhochschulen, dazu von gestandenen Künstlern aus dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Berliner Sinfonie-Orchester – was zur Folge hatte, dass diese Klangkörper ihrerseits sich um Ersatz kümmern mussten. Die Staatskapelle als der unbestrittenen Nr. 1 unter den Ost-Berliner Orchestern wurde von Seiten der Kulturbehörden jegliche Unterstützung gegeben – eine offensichtliche Prestigepolitik, kennzeichnend für den Kalten Krieg, der 1961 so präsent war wie nur selten.

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