ThrowbackThursday No 38 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 38: Wie wird Aufbauhilfe beleistet? Johann Crüger berät den Großen Kurfürsten 1647

Im frühneuzeitlichen Berlin galt er als »die« Autorität in Sachen Musik. Seit 1622 schon war Johann Crüger als Kantor an der Nikolaikirche und als Lehrer am Grauen Kloster tätig – über vier Jahrzehnte hinweg sollte er diese Ämter ausüben, nicht zuletzt in Zusammenarbeit mit dem weithin berühmten Pastor und Kirchenlieddichter Paul Gerhardt. Eine schwierige Phase war es für die Stadt, fielen doch die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges in diese Zeit. Die Mark Brandenburg und deren kurfürstliche Residenz war davon besonders getroffen, verfügte man doch weder über wehrhafte Grenzen noch über schlagkräftige Truppen, die den Kaiserlichen oder auch den Schweden Paroli zu bieten vermochten. Kurfürst Georg Wilhelm war ins ferne Königsberg geflohen, wohin er auch einen Teil seiner Hofkapelle mitgenommen hatte. Nach dessen Tod 1640 war mit seinem Sohn ein junger, energischer Hohenzoller an die Macht gekommen, der insgesamt 48 Jahre, so lange wie kein Anderer aus seiner Dynastie, regieren sollte: Friedrich Wilhelm, der nachmalige »Große Kurfürst«. Unter seiner Herrschaft erlebte Brandenburg einen erstaunlichen Aufschwung, wirtschaftlich, militärisch und kulturell. Ab 1643 war Friedrich Wilhelm in Berlin, das er verarmt und verwüstet vorfand. Musik, von einer leistungsfähigen Hofkapelle gesungen und gespielt, erschien als probates Mittel, um der Stadt und seinem Land wieder Leben einzuhauchen. Der tatkräftige, aus der Lausitz stammende Nikolaikantor Johann Crüger erschien ihm diesbezüglich als der rechte Mann – und so fragte er ihn um Rat, wie er wohl die darniederliegende Kapelle reaktivieren könnte. 1647 kam der Kurfürst mit dem Musiker in direkten Kontakt. Er bot ihm sogar die Position des Hofkapellmeisters an, was Crüger aber, der in seiner kirchenmusikalischen Arbeit tief verwurzelt war, nicht in Erwägung zog. Dass die Hofkapelle aber in den folgenden Jahrzehnten gerade im Bereich der Sakralmusik, die von Anbeginn ihrer Existenz zu ihren zentralen Funktionen gehört hatte, wieder Glanz verbreitete und zunehmend überregional anerkannt war, ist seiner umsichtigen Beratung zu danken.

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