ThrowbackThursday No 40 – aus 450 Jahren Staatskapelle Berlin

Zum 450. Jubiläum der Staatskapelle Berlin, das wir 2020 feiern, gibt es in dieser Serie wöchentlich einen #ThrowbackThursday mit interessanten Fakten und Wissenswertem aus der Geschichte der Staatskapelle Berlin für Euch.
Woche 40: Was geschieht, wenn Wagner selbst erscheint? Die Berliner Erstaufführung von »Tristan und Isolde« 1876

Mit Lob hielt er sich erstaunlicherweise keineswegs zurück, auch wenn das berühmte Diktum der »Wunderharfe« nicht auf die Berliner sondern auf die Dresdner Hofkapelle gemünzt war. Als Richard Wagner im Frühjahr 1876 in die dynamisch aufblühende Reichshauptstadt kam, galt sein Besuch der hiesigen Erstaufführung seines Musikdramas »Tristan und Isolde«. Im Vorfeld der Münchner Uraufführung 1865 war dieses in der Tat außergewöhnliche, singuläre Werk nicht nur einmal als »unspielbar« bezeichnet worden, aufgrund seiner offensichtlichen aufführungspraktischen Herausforderungen, die Gesangspartien wie die Orchesterstimmen betreffend. Die Königlich Preußische Hofkapelle, in jenen Jahren bei ihren Sinfoniekonzerten zumeist vom Beethoven-Enthusiasten Gottfried Wilhelm Taubert geleitet, im Opernbetrieb aber von Carl Eckert, einem durchaus kompetenten Kapellmeister, bewältigte diese Bewährungsprobe mehr als nur akzeptabel. Nach der »Tristan«-Premiere am 20. März 1876 bedankte sich der bekanntermaßen kritische Wagner bei Eckert und dem Orchester jedenfalls mit geradezu euphorischen Worten: »Gewiß ist mir nie etwas Schwierigeres als dieser Tristan leichter gemacht worden, als es diesmal durch die sorgfältigen, von ganzem Herzen meinerseits Ihnen, lieber Freund, verdankten Vorbereitungen in Berlin mit diesem Werk geschah. Für immer bin ich Ihnen und den vorzüglichen Künstlern der Berliner Hofcapelle für diese schöne Leistung, die ich gerne That nenne, verpflichtet.« Fünf Jahre zuvor, im Mai 1871, hatte Wagner das Orchester selbst dirigiert, vor dem Kaiserpaar, mit einer Aufführung von Beethovens 5. Sinfonie sowie Ausschnitten aus »Lohengrin« und der »Walküre« sowie mit dem pompösen »Kaisermarsch«, mit dem er das erst vor wenigen Monaten gegründete Deutsche Reich musikalisch begrüßte.

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