Zubin Mehta – der Ehrendirigent der Staatskapelle wird 85
Zubin Mehta, einer der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit, wird 85 Jahre alt. An seinem Geburtstag selbst, dem 29. April 2021, musiziert er mit dem Orchester, das ihn zum Ehrendirigenten ernannt hat, der Staatskapelle Berlin. Detlef Giese, leitender Dramaturg der Staatsoper Unter den Linden, hat die gemeinsame Geschichte Zubin Mehtas mit der Staatskapelle zu diesem Anlass beleuchtet.
Drei Mal erst wurde dieser Titel verliehen, der kein offizieller ist und doch eine Auszeichnung der besonderen Art. Nach Otmar Suitner, dem langjährigen Generalmusikdirektor, und Pierre Boulez, dem singulären Universalisten der Musik, wurde Zubin Mehta zum Ehrendirigenten der Staatskapelle Berlin ernannt. Vor gut sieben Jahren war das, am 10. Februar 2014, nach einem Sinfoniekonzert der Staatskapelle Berlin in der Philharmonie, bei dem er Werke von Messiaen und Brahms dirigiert hatte. »Mit Demut und großer Herzlichkeit« hat Zubin Mehta diese Ehrenbezeugung des Orchesters – samt Urkunde – entgegen genommen. Bis dahin hatte der musikalische Weltbürger Zubin Mehta, der auf mehreren Kontinenten und bei allen Spitzenorchestern zu Hause war und ist – u. a. bei den Wiener und den Berliner Philharmonikern, an der Bayerischen Staatsoper München, beim Maggio Mucicale Florenz, beim Israel Philharmonic Orchestra sowie bei den Philharmonischen Orchestern von Montréal, Los Angeles und New York –, bereits rund zwei Jahrzehnte mit der Staatskapelle Berlin regelmäßig zusammengearbeitet, in Oper wie Konzert. Fünf große Opernpremieren lagen musikalisch in seinen Händen, beginnend mit Verdis »Aida« im Frühjahr 1995, dem zwei Jahre später Webers »Der Freischütz« (ein Werk, das für das Opernhaus Unter den Linden von hoher geschichtlicher Bedeutung ist) folgte. Im Herbst 2009 kam Johann Strauß’ klassische Operette »Die Fledermaus« hinzu, während die beiden weiteren Premieren zwei der wohl anspruchsvollsten Opern von dessen Fast-Namensvetter Richard Straus gewidmet waren: »Die Frau ohne Schatten« zu den FESTTAGEN 2017 im Schiller Theater sowie »Der Rosenkavalier«, die letzte Premiere, die unter gleichsam »normalen« Umständen vor den immer noch andauernden Einschnitten der Corona-Pandemie im Februar 2020 stattfinden konnte. Für 2018, in der ersten Saison im alten/neuen Haus Unter den Linden war eine dritte Strauss-Premiere unter der Leitung von Zubin Mehta geplant, eine neue »Salome« – die von Harry Kupfer inszenierte Vorgängerproduktion hatte er mehrfach im Repertoire dirigiert –, eine Erkrankung hatte dieses Engagement aber nicht zugelassen. Zu Beginn des Jahres 2020 jedoch, im Umkreis des neuen »Rosenkavalier«, leitete Zubin Mehta eine Aufführungsserie von Verdis »Falstaff« sowie ein Sinfoniekonzert mit Werken von Ravel und Strawinsky, u. a. mit dessen Jahrhundertwerk »Le Sacre du Printemps«.
In den sinfonischen Programmen mit der Staatskapelle hat Zubin Mehta sowohl Klassisches und Romantisches als auch Modernes und Zeitgenössisches dirigiert – der Bogen spannt sich von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Liszt, Brahms, Dvorák und Tschaikowsky über seine Favoritkomponisten Mahler und Strauss bis zu Webern, Messiaen und der Uraufführung von Johannes Boris Borowskis »Stretta« für Klavier und Orchester, mit Daniel Barenboim als dem Solisten. Wiederholt hat er mit seinem langjährigen Freund und künstlerischen Weggefährten Barenboim gemeinsam musiziert, die Klavierkonzerte von Beethoven, Schumann und Brahms etwa, mehrfach auch im Rahmen von Benefizkonzerten. Zubin Mehta hat sich hier in auffälliger Weise engagiert, sei es mit Auftritten zugunsten des Musikkindergartens Berlin oder Klimaschutzstiftung NaturTon – beides Herzensprojekte der Staatskapelle –, zu erinnern ist aber auch an ein Konzert zugunsten der Erdbebenopfer in Indien 2001.
Nun wird Zubin Mehta, einer der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit, 85 Jahre alt. An seinem Geburtstag selbst, dem 29. April, musiziert er mit dem Orchester, das ihn zum Ehrendirigenten ernannt hat, mit der Staatskapelle Berlin. Und es erklingt eindrucksvolle, in ihrer Substanz nicht auszuschöpfende Musik aus Wien, von Beethoven und Schubert, aus der Stadt, die Zubin Mehta so entscheidend geprägt hat, das 4. Klavierkonzert Beethovens (mit – wie kann es anders sein – Daniel Barenboim als Solist) und die große C-Dur-Sinfonie Schuberts, zwei Gipfelwerke der klassisch-romantischen Epoche.
Herzlichen Glückwunsch, Zubin Mehta!